Ein Überblick in Kurzform über die geschichtliche Entwicklung des Zentrums, ausgehend von den Anfängen der Gehörlosenbildung und dem Aufbau der ersten Vereine für „Taubstumme“ in Kärnten.
Diese Zusammenfassung ist in Form einer Sammlung gestaltet – nicht genau chronologisch aber aus den unterschiedlichen Artikeln ergibt sich ein recht gutes Gesamtbild.. Die Beiträge sind vorwiegend aus der „aktuell“, der ehemaligen Zeitschrift für Hörbeeinträchtigte entnommen, – mit Ergänzungen und ggf. Erklärungen.
Von Emil Petrui bis zur Petruigasse
Das Gehörlosenheim im Wandel der Zeit

Vor fast 90 Jahren hat der damals ca. 25 jährige Emil Petrui hier in Kärnten begonnen die Gehörlosen zu sammeln. Der Anfang war die Gründung des „Kärntner Taubstummenverein“ (1914) in Klagenfurt.Damals hat er wohl nicht daran gedacht, dass seine Bemühungen der Beginn für eine Gemeinschaft waren, die später zur Kärntner Gehörlosengemeinschaft wurde und heute als Kärntner Landesverband der Gehörlosenvereine, noch immer besteht. Sein Aufruf zur gegenseitigen Hilfe, zu Kameradschaft und zum festen Zusammenhalt, haben die Gehörlosen in den frühen Jahren der Verbandsgeschichte bis zum mühsamen Wiederaufbau nach den Kriegen beständig begleitet.

Ein wichtiges Ereignis war 1957. Durch sehr fleißiges Sparen und eifriges Spendensammeln konnte endlich ein passendes Haus in Klagenfurt /St.Martin günstig gekauft werden – ein Haus mit zwei Nebengebäuden.
Das war das erste, eigene Gehörlosenheim!
…angelehnt an einen kleinen Felshügel, am Stadtrand von Klagenfurt und in der Nähe des schönen Wörthersees. Nun war es endlich möglich, die Versammlungen, gemütliche Treffen und Feste in den eigenen Räumen durchzuführen.
Viele schöne Erinnerungen sind mit diesem Haus verbunden.
Immer wieder waren auch Gäste auf Wörthersee-Urlaub in den einfachen Zimmern.
Gehörlose, die in dieser Zeit das Haus belebten erzählen, dass es manchmal recht eng war – aber dafür immer sehr gemütlich !
Liebe Erinnerungen ….die noch lange bleiben werden:

Der erste Fernseher im Gehörlosenheim wird
stolz präsentiert.

Franz Rencher mit Gattin hinter der Theke…
Geselligkeit und Plaudern über alle möglichen Neuigkeiten – oft bis in die Morgenstunden – in ihrem Gehörlosenheim, war eine besonders wohltuende Abwechslung zum sonst meist kommunikationsarmen Alltag der Gehörlosen.
Neubau des Gehörlosenzentrums

Über 10 Jahre war das Heim in der Kohldorferstraße das immer gut besuchte Zentrum. Leider wurde die Freude jäh getrübt, als die Autobahn unmittelbar vor dem Haus gebaut werden sollte. Schweren Herzens musste man darum 1969 vom geliebten Heim Abschied nehmen.

Unter dem damaligen Verbandsleiter Franz Rencher wurde ein passendes Grundstück für den Neubau eines neuen Gehörlosenzentrums gesucht.
Bereits im Juni 1970 war die Spatenstichfeier vorerst nur für das Wohnhaus. Im Mai 1972 war die feierliche Schlüsselübergabe und das Wohnhaus zum Einzug fertig.

Mit großen Schwierigkeiten entstand danach die zweite Baustufe, das Mehrzweckgebäude.
Im September 1979 war es dann endlich soweit: mit einer schönen Eröffnungsfeier wurde den Kärntner Gehörlosen das neue Zentrum übergeben.
So groß die Freude über dieses neue Heim auch war, so groß waren auch die Sorgen und Probleme durch das neue Gebäude.
Jakob Merlitsch hat es dann als LV-Leiter in den 80-er Jahren geschafft, die noch verbliebene finanzielle Belastung mit Hilfe vieler fleißiger Gehörloser endgültig zu bewältigen(Haussammlungen) – von nun an war das Haus schuldenfrei.

Mit LV-Leiterin Gerlinde Wrießnegger – ab 1994 war nun erstmals die Geschicke des Verbandes in weiblichen Händen. In den folgenden Jahren wurden einige notwendige Modernisierungen des Zentrums durchgeführt. Clubraum, Kellerlokal, Büros, neues Dach, neue Fenster, Vollwärmeschutz, Fernheizung usw. (1995/96) – alles mit dem Ziel: mehr Wohnqualität und eine bessere Nutzung der vielen Räumlichkeiten zu schaffen.
Neues entsteht

Nicht nur am Haus wurde gearbeitet, sondern vor allem auch um die Situation der Gehörlosen zu verbessern – ein wichtiger Schritt dazu war der Aufbau des Gehörlosenbildungszentrums.
1996 wurde durch die Initiative Gehörlosenseelsorge Kärntens (Diakon Dietmar Böte) mit Unterstützung der Kärntner Landesregierung (Abt.13) das Gehörlosenbildungszentrum, als eigenständige Einrichtung neben dem Landesverband, feierlich eröffnet! (das erste in Österreich!)Die Entwicklung des Zentrums ist aber nicht abgeschlossen. Mit wachem Geist wird der Weg in eine gute Zukunft weiter gesucht um neuen Anforderungen zu begegnen und kreative Ideen zu verwirklichen.. Das alte Gehörlosenheim wurde erst im Sommer 2001 abgerissen, es war trotz Autobahn noch immer da! Jetzt ist der Platz leer – aber vielleicht auch hat darum – als kleines Zeichen – die Straße zu unserem Zentrum einen neuen Namen bekommen: die Petruigasse ! (siehe unten)


Auszüge aus der Zeitschrift „aktuell“
Feierliche Einweihung der Petruigasse

Im Herbst 2001 war für den Landesverband ein ganz besonderes Ereignis: die bisher namenlose Straße vor unserem Zentrum hatte endlich auf unserem Wunsch (und mit politischer Unterstützung von Fr.B.Merlitsch) einen sehr bezeichnenden Namen bekommen: PetruigasseZur Einweihungsfeier war natürlich vor allem auch Fr.Singer, die Tochter von Emil Petrui eingeladen. LV-Leiterin Fr.Wrießnegger würdigte in ihrer Ansprache die Aufbauarbeit und den Einsatz von Emil Petrui für die Kärntner Gemeinschaft der Gehörlosen. Unter den Gästen war es für jene älteren Gehörlosen, die Petrui noch persönlich gekannt hatten, eine große Freude, dass mit dieser Namensgebung auch eine späte Anerkennung seiner Arbeit erfolgt ist.

Auszüge aus der Zeitschrift „aktuell“ von Jänner 2002 und Ergänzungen
KÄRNTEN – Pionierland für Gehörlose
Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven Resümee des LV-Vorstandes zum Jahreswechsel 2002

Das Jahresende ist eine passende Zeit um eine Bilanz zu machen und um die Arbeit der vergangenen Jahre zu beurteilen. Was haben wir geleistet, was wurde besser, was hat uns neue Sorgen gebracht? Wie sieht das Ergebnis, das Resümee aus? Seit dem Beginn unserer Gehörlosengemeinschaft in Kärnten (1914) hat die wechselvolle Geschichte viele Höhen und Tiefen erlebt. Eines aber hat sich letztlich immer gezeigt: Wer aufgibt hat schon verloren – nur wer durchhält kommt zum Ziel!
Die Gruppe der Gehörlosen in Kärnten ist eher klein, vielleicht nur 500 Personen. Dennoch können wir zufrieden feststellen: Wir haben in Kärnten sehr viel geschafft und können stolz darauf sein! Es hat in unserem Land immer wieder sehr positive Entwicklungen gegeben und es wurde auch einiges an Pionierarbeit geleistet.Die Gemeinschaft der Gehörlosen und auch einige Hörende haben immer wieder neue Wege gesucht und auch gefunden! Viele gute Ideen wurden erfolgreich verwirklicht, manche erstmalighier in Österreich und waren Richtung weisend für andere (…und wurden darum auch kopiert – wir haben nichts dagegen!)
Wir können stolz sein auf die Gehörlosenbildung! Viel aufgebaut und viel erreicht!
Gehörlosenbildung

Der frühe Anfang einer gezielten Bildung für gehörlose Kinder hier in Kärnten werden sicher die Bemühungen von Lehrer Hartl im Jahre 1847 und des 1849 gegründeten “Verein zur Taubstummenbildung“ gewesen sein.

Später (1901) wurde dann in Klagenfurt die damalige Landestaubstummenanstalt gebaut.Leider waren in der Zeit nach dem Mailänder Kongress (1880) auch bei uns die negativen Auswirkungen sehr deutlich spürbar (..teilweise noch bis heute!) wie in den alten Unterlagen aus dieser Zeit zu lesen ist. Die Folgen: totale Ablehnung der Gebärdensprache für den Unterricht (später verboten) – damit verbunden große Einschränkungen in der Wissensvermittlung und als „Erfolg“ ein enormer Bildungsrückstand, den man heute nicht wahrhaben will. Die lange Geschichte der Gehörlosenschule in Klagenfurt soll hier nicht weiter betrachtet werden (wird einmal ein extra Bericht sein). Die Schule musste 1998 geschlossen werden, weil die Schüleranzahl immer geringer wurde! (… ein „Erfolg“ der Integration?)
Aufbau der Gehörlosenvereine
Erfolgreicher verlief die erfreuliche Entwicklung der Gehörlosengemeinschaft in Kärnten. Bereits 1914 war hier die Gründung des Kärntner Taubstummenvereins. (dem zweiten Gehörlosenverein in Österreich) Im Bericht von der Entstehung des alten Heimes und dem späteren Bau eines Gehörlosenzentrums (s.“aktuell“Nr.8) wird die verdienstvolle Arbeit der Gehörlosen, maßgeblich unter Emil Petrui, geschildert.
Gehörlosenzentrum
Das heutige Gehörlosenzentrum des Kärntner Landesverband der Gehörlosenvereine wurde 1970-79 erbaut und ist mit sehr viel Fleiß eine Einrichtung mit schönen und modernen Wohnungen und Räumlichkeiten geworden, die sich heute ohne (!) Förderungen selbst erhalten kann.
Bilingualer Schulversuch

Im Schulbereich gab es 1989 wieder eine positive Wende. Der erste bilinguale Schulversuch (mit Gebärdensprache) wurdein Österreich eingeführt. (Pöllabauer/Pinter) Fr.Monika Pöllabauer war nach einem längeren Aufenthalt aus Amerika zurückgekommen und hatte ganz neue Ideen mitgebracht.
In diesem Schulversuch wurde 1990 auch erstmalig, als “native-speaker“, eine gehörlose Gebärdensprachassistentin (G.Wrießnegger)im Schulbereich eingesetzt – damit war (wieder wie vor 1880) ein entsprechender Unterricht für die gehörlosen Kinder in authentischer Gebärdensprache (echt, von Gehörlosen selbst) gegeben !
…vielleicht aber war es schon zu spät für eine notwendige und grundlegende Änderung der Bildungssituation vor der folgenden Integrationswelle (hat die speziellen Kommunikationsanforderungen der gehörlosen Kinder zu wenig berücksichtigt) ? Die Gehörlosenschule, eine über 100 jährige Einrichtung, sperrte zu und war ab nun nur mehr Geschichte !
Die Schließung der Gehörlosenschule 1998 war für viele ein schmerzlicher Akt – hat jedoch als positiven Effekt vielleicht auch ein intensiveres Überlegen im amtlichen Schulbereich gebracht, wie gehörlose Kinder besser beschult werden können. Der Weg, dass sie mit Stützlehrer oder Begleitlehrer oä. in den Klassen mit hörenden Kindern sitzen, hat jedenfalls eher wieder eine Isolation gebracht. Wo finden sich, besonders in den späteren Klassen ( bes. Zeit der Pubertät ) Mitschüler, die bereitwillig, locker in den Pausen mit den Gehörlosen plaudern ?
Wie toll war da das Erleben mit früher einmal über 100 Kindern eine unbehinderte Kommunikation zu haben…..
Kinder- und Jugendaktionen

Abenteuer und Gemeinschaft erleben:
Außerschulische Kontakte bei speziellen Aktionen für gehörlose Kinder und Jugendliche waren eine gute Möglichkeit, diese lockere Kommunikation wenigstens für einige Stunden oder sogar Tage zu erleben – und haben nach dem Schließen der Gehörlosenschule eine noch wichtigere Funktion bekommen.

Wir können uns freuen dass es diese Kinder– und Jugendaktionen ab dem Jahr 1991 regelmäßig gibt. Anfangs organisiert von der Gehörlosenseelsorge ( Diakon D.Böte) und später zusammen mit dem Bildungszentrum sind sie ein wichtiger und schöner Inhalt unserer Arbeit geworden.

Einige Aktionen:
Camping am Balaton, in Ca’Savio, Baska, Abenteuercamp auf der Wasserkuppe, Fahrt nach Irland, Bergwoche usw…
Ziel dieser Aktionen:
mehr Kontakte untereinander und mit anderen Gehörlosen, mehr Selbständigkeit in der Alltagsroutine, Förderung von Gemeinschaftsbewusstsein und Eigenverantwortlichkeit, Abenteuer erleben in der Natur und vor allem: unbehinderte Kommunikation
Eine besondere Anerkennung unserer Bemühungen für Gehörlose und eine hohe Auszeichnung durch die Kärntner Landesregierung war der Kärntner Menschenrechtspreis 1995
Es ist sehr erfreulich, dass unser Engagement auch über den Gehörlosenbereich hinaus beachtet wird und natürlich war die damit verbundene schöne Geldsumme eine sehr willkommene Unterstützung für unser schwer erkämpftes Budget.
Gehörlosenbildungszentrum

Internationale Kontakte (Weltkongresse) und damit Vergleiche der Situation von Gehörlosen in anderen Staaten mit unserer, machten das beschämende Bildungsdefizit der österreichischen Gehörlosen deutlich.
Ein richtiger und auch mutvoller Schritt zu einer Änderung erfolgte 1996: Wir haben in Klagenfurt das erste Bildungszentrum Österreichs, speziell für Gehörlose, das sogenannte Gehörlosenbildungszentrum (GBZ) eröffnet.
Von dieser Einrichtung gingen seither immer wieder kräftige Impulse aus, die viel Neues gebracht haben. In regelmäßige Bildungsveranstaltungen wurde viel neues Wissen angeboten und auch einige konkrete Verbesserungen für Gehörlose haben wir so erreicht.
Beispiele:
1998 wurde von uns ein PC-Kurs: „Internet für Gehörlose“ angeboten. Danach hat sich das GBZ noch weiter bemüht und hat mit der damaligen Internetfirma „carinthia-online“ verhandelt, um für die Kärntner Gehörlosen ein gutes Angebot zu erhalten – und wir hatten Erfolg : Jedem interessierten Gehörlosen wurde der kostenlose Internetzugang ermöglicht – und ebenfalls gratis: wir bekamen unsere homepage im Netz …also unsere homepage gibt es schon seit 1999 – ist doch toll !
Neuer Bus

Eine erfolgreiche Aktion war das “Bus-Projekt“1999 von Diak.D.Böte. Obwohl am Anfang keine Rückmeldungen auf die unzähligen Bittbriefe gekommen waren hat er nicht aufgegeben. Von Mai 1998 an über viele Monate hinweg liefen die Bemühungen um eine gesicherte Finanzierung. Endlich im September 1999 war das Geld zusammen und so wurde der Bus am 8.Oktober 1999 feierlich in Empfang genommen.
Von hilfreichen Spendern unterstützt, hatten wir uns einen modernen und geräumiger Bus mit viel Laderaum angeschafft, was uns besonders für die Kinder und Senioren freut.
Ein tolles Extra besonders für Gehörlose:
eine Sitzbank wurde umgedreht eingebaut um eine zugewendete Sitzanordnung zu erhalten! So können wir während der Fahrt gegenüber sitzen und ganz bequem miteinander plaudern! Mit dem langen Radstand und über 100PS ist es ein tolles Fahrvergnügen auch für weite Reisen!
Handygebühren

Ein anderes Anliegen hatte etwas länger gebraucht :
Bei einem GBZ-Vortrag zum Thema Handygebühren (1999) hatten wir die Möglichkeit, den eingeladenen Netzbetreibern (damals A1, max, one) die Situation der Gehörlosen eindringlich zu sagen. (eine SMS kostete damals noch ÖS 3,-)
Das SMS-schreiben war eine einfache und schnelle Möglichkeit der Kommunikation für Gehörlose – besser als Fax oder Schreibtelefon.
Wir haben es geschafft, dass die Netzbetreiber dieses Problem verstehen konnten und dass sie sich um Änderungen bemühten.
Sehr bald gab es Verbesserungen, von one, max und später auch von A1, die Grundgebührenbefreiung für alle Gehörlose. – ein schöner Erfolg!
Interessant war auch zu erleben wie schnell manche Gehörlose ihre Texte tippen konnten. Bei einem kleinen Wettbewerb zeigte Dagi dass sie die schnellsten Finger hatte. Gratuliere !
Kinderhort

Die gehörlosen Schulkinder – durch die Integration auf verschiedene Schulen verteilt – wollten sich gerne nachmittags treffen; darum wurde 1998 erst versuchsweise, dann regelmäßig eine spezielle Nachmittagsbetreuung angeboten. Daraus wurde der spezielle Kinderhort für hörbeeinträchtigte Kinder.
( G.Wrießnegger/D.Schnepf.)Mit dem Kinderhort war es notwendig, dass nun regelmäßig gekocht wurde. So ergab sich ein passender Arbeitsplatz für einen gehörlosen Koch(Thomas B.). Damit gab es zu Mittag und meist auch am Abend ein warmes Essen – nicht nur für die Kinder – auch im Kellerlokal wurde davon Gebrauch gemacht.
„Aktuell“ – unsere Zeitung

Auch im Zusammenhang mit dem GBZ entstand aus dem anfänglichen dünnen Programmfalter unsere „aktuell“. Viele Gehörlose und auch Hörende lesen sie gerne und darum musste die Auflage von erst 300 bereits auf 450 Stk. erhöht werden. Sie war in dieser Zeit in Österreich die einzige landesweite Zeitung in dieser Art – speziell für und mit den Gehörlosen gestaltet.
Neue Mitarbeiterin

Im Landesverband gab es 1997 endlich eine lang erwartete Neuerung. Nach konstruktiven Verhandlungen mit der Abt. für Soziales der Kärntner Landesregierung konnte ein neuer Arbeitsplatz finanziert werden.
Als Sozialarbeiterin wurde Mag.a Barbara Reinisch angestellt. Damit war ein wesentlicher Schritt zu einer intensiveren Sozialbegleitung für gehörlose Menschen getan.
Petruigasse
Noch ein Grund zum stolz sein aus der jüngsten Vergangenheit:
Im September 2001 hat auf unserem Wunsch die Straße vor unserem Zentrum einen neuen Namen bekommen. Sie heißt jetzt Petruigasse, nach Emil Petrui dem Gründer der Kärntner Gehörlosengemeinschaft. (siehe ausführlichen Bericht oben)
Mit Stolz über das „Heute“ berichten
(Anmerkung: Stand 2002)
Das Gehörlosenzentrum ist mit seinen vielen räumlichen Möglichkeiten und mit moderner technischer Ausrüstung sehr gut ausgelastet. Täglich ist reger Betrieb. Neben den Beratungs– und Betreuungsaufgaben, Hort usw. sind laufend verschiedene Kurse, Treffen, Vereinsversammlungen, Arbeitskreise, Bildungsveranstaltung und andere Aktivitäten.Das Kellerlokal ist jetzt (fast) täglich geöffnet (betreut von G.Wrießnegger) Bei gutem Essen und Getränken (jetzt auch offenes Schleppe Bier) ist es ein gemütlicher Treffpunkt nicht nur für Gehörlose geworden. Komm vorbei! (Mo-Fr. ab 18.ooUhr)In den Vereinsvorständen sind jetzt vermehrt junge, engagierte Mitarbeiter mit neuer Kraft und guten Ideen. Regelmäßige Schulungen und die Teamtrainingskurse bringen bessere Zusammenarbeit und helfen die verschiedenen Veranstaltungen leichter zu planen und erfolgreicher durchzuführen Der Dolmetschdienst und die laufende Sozialbegleitung haben sehr stark zugenommen und sind jetzt schon an der Belastungsgrenze – zeigt aber auch die gute Annahme dieser notwendigen Einrichtung. Dieser Bereich umfasst derzeit: Sozialberatung und Begleitung für Gehörlose, Altenbetreuung, Kinderbetreuung und Lernhilfe, Begleitung und Hilfestellung für Gehörlose mit zusätzlicher Beeinträchtigung bei der Arbeit, Betreutes Wohnen, Beratung und Hilfestellung ggf. für Ämter und div. Einrichtungen…..Unser Gehörlosenbildungszentrum ist besonders aktiv und eine gut laufende Bildungseinrichtung für die Gehörlosen in Kärnten. Die regelmäßigen und sehr interessanten Bildungsveranstaltungen werden gut angenommen.
Es gibt Vorträge zu den verschiedensten Bereichen, aktive und sehr ideenreiche Planung des laufenden Programms von den Gehörlosen selbst, Exkursionen, fortlaufende Weiterbildungsangebote und Kurse (Gebärdensprache, Computer, PC-Buchhaltung, Theater, Tanzkurs u.v.a.). Die Anzahl der Veranstaltungen haben bereits die 200 erreicht
Wir freuen uns auf die Zukunft …
Die positive Entwicklung unseres Zentrums gibt uns viel Schwung und Zuversicht für die Zukunft. Wir glauben fest, dass wir auch in den kommenden Jahren wieder neue Ideen verwirklichen können.
Seit drei Jahren wird bereits an einem neuen Projekt intensiv gearbeitet um, alle Aktivitäten in eine passende Struktur zu bringen. Dieses Jahr sollen nun endlich die notwendigen Schritte gesetzt werden um unser Sozialzentrum für alle Hörbeeinträchtigten (Schwerhörige, CI-Träger und Gehörlose) Wirklichkeit werden zu lassen.
Dieses Zentrum soll eine Zusammenfassung bzw. enge Vernetzung der einzelnen und vereinzelten, bereits bestehenden Einrichtungen werden. Wenn es sinnvoll oder notwendig ist, soll es auch noch zu Ergänzungen und Erweiterungen kommen.
…auch dabei wollen wir in Österreich Vorreiter werden um eine bessere, effektive, kostengünstige und gezielte Beratung, Begleitung und Betreuung der hörbeeinträchtigten Menschen und deren Angehörigen in Kärnten zu erreichen.
Darum unsere Bitte:
ZUSAMMENHALTEN und MITHELFEN
dann sind wir sicher auch in Zukunft STOLZ AUF KÄRNTEN!
Jänner 2002
~*~
Vom ÖGBW zum BSH
Auszug aus einem Artikel in der Verbandszeitung vom April 2002 (Gründung des BSH als Trägerverein)
Bericht von der Generalversammlung
Die vollzählig anwesenden Mitgliedsvereine des “Österreichisches Gehörlosenbildungswerk“ – dem Trägerverein für das Gehörlosenbildungszentrum – konnten bei der Generalversammlung mit Freude den Jahresbericht über ein weiteres erfolgreiches Jahr des Gehörlosenbildungszentrums entgegennehmen. Unter der Leitung von G.Wrießnegger hat es wieder weitere positive Schritte zu einem besseren Angebot für die Gehörlosen Kärntens gegeben.
NEUAUFNAHME:
Als neuer Mitgliedsverein wurde der Elternverein für hörbeeinträchtigte Kinder aufgenommen. Damit sind bereits fünf Kärntner Vereine Mitglieder in dieser Einrichtung.
STATUTENÄNDERUNG:
Die weitere Öffnung und die Bemühungen zum Aufbau eines gemeinsamen Sozialzentrums für alle Hörbeeinträchtigten gehen gut voran. Um den neuen Anforderungen besser gerecht werden zu können, wurde darum der bisherige Trägerverein des Gehörlosenbildungszentrums durch entsprechende Statutenänderung in das Bildungs- und Sozialhilfswerk für Hörbeeinträchtigt (BSH) umgewandelt.
Für die neuen Aufgaben ist auch das neu gewählte Präsidium bestens gerüstet und hat schon die notwendigen weiteren Schritte zum weiteren Aus– und Umbau gesetzt.
Neuwahl Präsidium vom 13.3.2002:
Präsidentin Dr.Ulrike Mogy
Vizepräsident Christian Orasche
Sekretärin Mag. Barbara Reinisch
Sekretär Stv. Christa Pirker
Kassier Dagmar Schnepf
Kassier Stv. Gabor Marton
Rechnungsprüfer Jakob Merlitsch / Diak. Dietmar Böte
DANK:
Dem scheidenden Präsidenten Herrn Jakob Merlitsch sei hier nochmals gedankt für seine langjährige Unterstützung. Wir freuen uns, dass er seine weitere Mitarbeit zugesagt hat. Das GBZ steht jetzt schon gut auf seinen eigenen Füßen und hat seine „Kinderstube“ verlassen. Danke für die „Geburtshilfe“!
Gut Ding braucht Weile !
….was einem hinterher im Kopf herumgeht (Dietmar Böte)
Die Freude über diesen Aufbruch 2002 zu neuen Perspektiven war etwas verfrüht. Möglich dass übersehen wurde, dass es für Gehörlose nicht möglich war, trotz 3-jähriger Vorlaufphase, einen so deutlich neuen Weg der Zusammenarbeit so schnell zu schaffen.
Es hat in der Vergangenheit immer wieder engagierte Hörende gegeben, die großteils für die Gehörlosen als Schriftführer, Sekretär oder in ähnlichen Funktionen gearbeitet haben. Eine gleichberechtigte Zusammenarbeit auf „Augenhöhe“ setzt aber sehr viel gegenseitiges Verständnis der jeweils anderen Kultur, das Wissen um unterschiedliche Werte und die Fähigkeit zu befriedenden Konfliktlösungen bzw. eine hohe Kompromissbereitschaft voraus – auf beiden Seiten!Die Beziehungen zwischen Gehörlosen und Hörenden aber auch zu „Schwerhörige“ (Menschen mit einer Hörminderung) waren immer belastet und schwierig – wenn auch nicht so offensichtlich. Es ist anzunehmen, dass viele Missverständnisse und Fehleinschätzungen ihren Anteil daran haben, dass eine verdeckte Aversion bis hin zur Aggression unterschwellig da ist.
Nach vielen Jahren der Begleitung wird einem dies erst langsam immer mehr bewusst und macht dann sehr betroffen oder ist bzw. war meist der Grund, dass Hörende enttäuscht der Rückzug angetreten hatten.Wer nicht aufgibt, muss sich gewaltig „die Ärmel hochkrempeln“ und braucht einen langen Atem. Die Anforderung hier kreativ zu werden ist hoch – aber es ist ein wichtiges Bemühen ! Es muss nicht eine nur scheinbar unlösbare Situation mit einem Achselzucken abgetan werden. Änderungen, wie sie z.T auch in anderen Ländern geschehen sind, kann man auch bei uns herbeiführen – es braucht nur eben Geduld, Ausdauer und einen festen Glauben an die Gestaltungskraft des Menschen…..es waren zwei schwierige Jahre, bis Anfang 2004 eine Entscheidung notwendig war!
ZENTRUM HÖREN
eine neue, eigenständige Einrichtung
Bestandsaufnahme zum Jahreswechsel 2004

Klausur und Eggen/Liasnig (1/2004)
Im vergangenen Jahr wurde versucht den schwierigen Weg der Öffnung einer bisher in sich geschlossenen Einrichtung (Kärntner Landesverband der Gehörlosenvereine) weiter zu beschreiten. Die Gehörlosen, gewohnt in dieser deutlich “ihrer“ Einrichtung – einer für sie überblickbaren Welt – zu leben, standen vor der Herausforderung, zu neuen Ufern aufzubrechen.
BESCHLOSSEN, ABER….
Trotz der Anwesenheit aller Gehörlosenvereine und des Landesverbandes bei der Generalversammlung am 13.3.2002 wo der neue Trägerverein (BSH) und der Name des Projektes (ZENTRUM HÖREN – Sozial- Beratungs- und Bildungszentrum für Hörbeeinträchtigte und Gehörlose in Kärnten) einstimmig festgelegt wurde, war der gemeinsame Weg noch nicht gefunden. Die Beschlüsse waren nicht tragfähig. Es musste in der Folge nochmals ein Überdenken der Projektstruktur und des Namens für ein gemeinsames Zentrum diskutiert werden, da der ursprünglich gewählte und von allen beschlossene Name (ZENTRUM HÖREN) bei einigen auf zu großen Widerstand stieß.
Wieder einmal wurde deutlich, dass es in diesem sensiblen Bereich unbedingt notwendig ist, sich sehr viel Zeit für Neues zu nehmen – obwohl das Konzept des Projektes bereits seit 1999 vorlag. Die Arbeitssituation war sehr schwierig geworden und wir brauchten dringend eine Änderung – bevor wir wertvolle und kompetente Mitarbeiter wieder verlieren würden.
….NOCHMALS ABKLÄREN:
Im Jänner 2004 zogen wir uns zu eine
r sehr intensiven Klausur an einen abgeschiedenen aber wieder neue Energie spendenden Platz zurück (Stromberg/Eggen). Hier analysierten wir akribisch aber in großer Ruhe und in passend ausgewählten Arbeitsgruppen unsere bedrängende Situation.
Einiges funktionierte doch so gut – fast beispielhaft, anderes wieder war einfach nicht mehr zu tolerieren.
Und eines war klar – unser vordringlichstes Ziel konnte nur sein: Wir müssen wieder arbeitsfähig werden! Wir brauchen einen Weg, wie wir die bisher tolle Entwicklung weitertreiben können und uns nicht durch interne Probleme im Arbeitsteam so lähmen, dass nur mehr ein „Dahinwurschtln“ und beständiges Erklären, Richtigstellen, x-mal Wiederholen usw. zum einzig noch möglichen Arbeitsinhalt wird.
Auf jeden Fall ganz positiv: Hinter allem stand der drängende Wunsch zwar diese Situation umgehend zu beenden – nicht jedoch das Projekt!.
ERGEBNIS
Als Ergebnis diese Klausur konnte eine Lösung gefunden werden, die als Arbeitsbasis akzeptiert wurde. Die neue Struktur (Jän.2004) für das Projekt „ZENTRUM FÜR HÖRBEEINTRÄCHTIGTE“ ist nun auf zwei Projektpartner aufgebaut – Gehörlosenverband und ZENTRUM HÖREN (ZH).
Das ZH ist in Kooperation mit dem Landesverband ein Teil dieses Zentrums, eine eigenständige Einrichtung, die sich, ergänzend zum Landesverband, auch um die anderen Hörbeeinträchtigungen kümmern will. Zielgruppe sind also neben den noch vereinzelten Gehörlosen, die nicht Mitglieder im Verband sind, bzw. Kinder und Jugendliche, jetzt speziell Menschen mit Hörminderung, die eine weit größere Gruppe sind (ca. 100x mehr als Gehörlose) aber bis jetzt keinerlei Anlaufstelle in dieser Art hatten – eingeschlossen CI-Träger (zunehmend)
Mit dem neuen Projekt war und ist noch sehr viel Aufklärungsarbeit notwendig geworden, um vor allem Ängste unter den unterschiedlichen Gruppen – Ängste des Vereinnahmens, Bevormundens bzw. der Nichtbeachtung von speziellen Bedürfnissen – abzubauen.
damalige Struktur vom Jänner 2004:

LV und ZH als Projektpartner
NEUE HORIZONTE NOTWENDIG
Manchmal hat es den Eindruck eines „Mehrfrontenkrieges“ und lässt die Frage nach der Nützlichkeit einer so breit geöffneten Einrichtung – für alle Hörbeeinträchtigten – immer wieder Diskussionsinhalt sein. Wer jedoch weitblickend neue Entwicklungen und Möglichkeiten im Bereich Hörbeeinträchtigung erkennt, ist überzeugt, dass sich der Einsatz auf jeden Fall lohnt. Wichtig ist dabei eine Ausweitung des Horizontes – gegebenenfalls eine weltweite Sicht (Österreich ist hier in manchem noch sehr rückständig!)
Ohne ausreichende Information über die vielfältigen positiven Erfahrungen anderer Länder wo zukunftsweisende Lebenshilfen für Hörbeeinträchtigte realisiert werden, wird sich die Situation nicht ändern lassen. Wie sich dieses Projekt auch immer entwickelt – mindestens können die unterschiedlichen Gruppen wertvolle Erfahrungen und Hilfen austauschen, vor allem dort, wo sie selbst positive Antworten auf Ihre Beeinträchtigung gefunden haben.
Eine wichtige Forderung steht unumstritten: Es geht nicht darum Unterschiede aufzulösen, sondern die jeweiligen speziellen Bedürfnisse zu erkennen, verstehenund deutlich zu berücksichtigen, keine Vermischung, aber eine sehr enge Kooperation und Vernetzung !
nach fünf Jahren beständigem Bemühen und der Richtung weisenden Klarstellung nach
der Klausur im Jänner 2004 erfolgt ein wichtiger Schritt:
…endlich
Feber 2004

Am 27.Feber 2004 wurde
das ZENTRUM HÖREN, als eine wichtige Ergänzung zum Gehörlosenverband, eröffnet! In einer bewegenden Feier hatten alle Referenten nochmals eindringlich die Wichtigkeit des gegenseitigen Verstehens und der Akzeptanz des „Anders-sein“ hervorgehoben und das „Aufeinander-zugehen“ als notwendigen Schritt zu einer Verbesserung der Situation im Umgang mit Behinderungen bewusst gemacht.
Landesrätin G.Schaunig sagte als Verantwortliche der Sozialabteilung(13) der Ktn.Landesregierung ebenfalls ihre Unterstützung zu, was für die finanzielle Absicherung des Projektes sehr beruhigend war.
Nach den Ansprachen wurde unter Mithilfe aller das Logo als symbolischer Start für diese neue Einrichtung enthüllt. Alle – politische Mandatare Kärntens, Vertreter der Kirche, der kooperierenden Einrichtungen, Gehörlose, Schwerhörige und Gäste – zogen erstmals an einem „Strang“!
Gott sei Dank! (DDB)— * —
Mit neuem Schwung
die folgenden Jahre
2004 – 2008
Mit neuem Schwung Die Aufteilung auf zwei Projektpartner (Gehörlosenverband und ZENTRUM HÖREN) hat eine bessere Übersicht und Aufteilung der Zuständigkeiten und besonders eine entspannte Arbeitssituation für das ZH-Team ergeben. Es war nun wesentlich klarer wer für was zuständig sein wollte.
Natürlich waren damit noch nicht alle Probleme beseitigt. Für den Bereich des ZH jedenfalls begann jetzt eine sehr effektive Arbeit mit einem sehr gut zusammenarbeitenden Team. Wöchentliche konstruktive Teamtreffen ermöglichten ein rasches Reagieren auf die Anforderungen und mit viel Flexibilität und Kreativität wurden viele gute Ideen geboren und recht bald umgesetzt.
Ende 2006 wurde neben der jährlichen BSH-Generalversammlung, besonders zur Förderung der Zusammenarbeit von Verband und ZH aber auch zum besseren Informationsaustausch, eine regelmäßige BSH-Projekt-Tagung ( „WWW-was wir wollen“) eingeführt.
Inhalt: Reflexion, Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven für das gesamte Projekt des Beratungs-, Bildungs- und Sozialzentrums für Hörbeeinträchtigte. Das gute Arbeitsklima und das zielgerichtete, erfolgreiche Arbeiten im ZH-Team blieb nicht ohne Beispielwirkung. Auch im Verband wurde versucht – angeregt vom ZH – eine bessere Zusammenarbeit im Vorstand bzw. mit den Mitarbeitern im LV zu erreichen.…

Enger Zusammenhalt
Die weitere Entwicklung des Projektes führte Anfang 2008 zu wichtigen strukturellen Änderungen: Das Projekt wird nun noch deutlicher als ein gemeinsames Projekt von Gehörlosen, Menschen mit Hörminderung und Hörenden dargestellt.
Dies ist und war auch ursprünglich unser Hauptanliegen: ein gemeinsames Zentrum mit intensiver und durchgehender Zusammenarbeit von unterschiedlich Betroffenen zu betreiben.
Damit verbunden erfolgte Jänner 2008 wieder eine Namensänderung für das gesamte Projekt von „Zentrum für Hörbeeinträchtigte“ in den ursprünglich schon ausgewählten Begriff „ZENTRUM HÖREN“ Die bisherige Projektstruktur („Zentrum Hören“ und Landesverband als Projektpartner) wurde in folgender Weise verändert.
Projektträger bleibt wie bisher – als breite Basis – das BSH.
Die inhaltliche Arbeit wird zukünftig über das s.g. Leitungsteam (LT) koordiniert, d.h. das LT plant und verantwortet gemeinschaftlich die einzelnen Arbeitsbereiche. Weitere LT-Aufgaben sind Unterstützung und Beratung der Projektleitung, die wie bisher die Verantwortung für das gesamte Projekt gegenüber dem BSH trägt.
Im LT arbeiten Gehörlose, Hörende und Menschen mit Hörminderung gleichberechtigt miteinader, unter besonderer Berücksichtigung der speziellen Bedürfnisse. Gegenseitiges Verständnis, die Fähigkeit zu uneingeschränkter Kommunikation (Gebärdensprachkompetenz) und die Akzeptanz der jeweils anderen Kultur sind für alle Mitglieder des Teams bindend. Eine weitere Änderung betraf den ehemaligen Bereich „Verbandsarbeit“ der, analog zum Referat Hörminderung, zu „Gehörlosenreferat“ umgeändert bzw. ausgeweitet wurde. Dies beinhaltet damit die Betreuung aller Kärntner Gehörlosen – auch über den Verbandsbereich hinaus.
Diese Struktur ist nun über mehrere Schritte entstanden und muss sich jetzt in der Praxis der nächsten Jahre bewähren. Wir sind uns bewusst, dass es durchaus wieder zu Änderungen kommen kann – einfach um unser Projekt auch den sich immer wieder ändernden Gegebenheiten best möglichst anzupassen – zum Vorteil aller Betroffenen!

Vorwärts zum Zurück
Dezember 2017 – Anpassung an neue Gegebenheiten
Die vergangenen Jahre verliefen bis auf einige Ausreißer recht aktiv. In der Sozialarbeit wurde viel Hilfreiches geschafft und für einige Klienten konnten echt Weichen gestellt werden. Es hat sich aber auch gezeigt, wie wichtig ein entschlossenes und unbeirrbares Auftreten gegenüber so manchen verzerrten Vorstellungen war. Fr.Waldhauser hat die Beratungsstelle zu einer gern angenommenen Einrichtung gemacht und viele Gehörlose sind nach ergebnislosen anderweitigen Versuchen, letztlich doch bei ihr gelandet – und es konnten positive Lösungen gefunden werden.

Das Jahresprogramm war sehr vielgestaltig. Interessante Vorträge, lustige Feste und reges Gruppenleben füllten das Zentrum. Die einzelnen Gruppen neben den Gehörlosenvereinen waren sehr motiviert und mit viel Eifer wurden bei den Treffen tolle Unternehmungen geplant und erfolgreich durchgeführt. Verschiedene Seminare vermittelten positive Zugänge zur eigenen Hörbeeinträchtigung und mit Kreativität wurden Hilfen zur einer verbesserten Kommunikation erprobt. Gemeinsame Aktionen und über Vereinsgrenzen hinweg führende Aktivitäten, vermittelten den Eindruck von Gemeinsamkeit.
Schmerzlich ist es dann zu erleben, dass von dem Miteinander manchmal so gar nichts zu verbleiben scheint – 2014 hat der Gehörlosenverband sein 100jähriges Bestehen gefeiert, wobei trotz jahrelanger engagierter Unterstützung und vielen Servicediensten, das Projekt einfach tot geschwiegen wurde. Das Bewusstmachen, dass es nicht darum geht, alles den Werten der Gehörlosenkultur unterzuordnen aber auch nicht die Gehörlosenkultur einfach zu negieren, ist eine beständige Aufgabe und wird es auch für die Zukunft bleiben. Fairness und die Gleichwertigkeit ist eine unbedingte Forderung und muss deutlich in beide Richtungen gelten.
Darum stand das Bestreben im Verband, eigenständig ohne Einflussnahme seine Agenden zu gestalten, seitens des Projektes nie zur Diskussion. Verbandsarbeit ist Verbandssache. Angebote, Programmvorschläge und aufklärende Beratungen von der Projektleitung haben vielleicht manchmal den Eindruck erweckt – bzw. wurden vielleicht so empfunden – dass versucht wurde, sich in die Verbandsarbeit einzumischen. Vor allem wenn es um Klarstellung finanzrechtlicher oder vereinsgesetzgemäßer Inhalte ging, waren Konfrontationen kaum zu vermeiden. Da unsere eigentliche Arbeit aber nicht vorwiegend Verwaltungsarbeit, Buchhaltung etc. ist, wurden auch auf Wunsch des Verbandes, die ursprünglich stark für den Verband als Service durchgeführtenTätigkeiten deutlicher getrennt und nur den Verband Betreffendes, aus der gemeinsamen Verwaltung ausgegliedert. Damit verbunden hat die Übernahme der sehr umfangreichen Buchhaltung für das Haus der Gehörlosen durch Fr.Dagmar Schnepf eine wesentliche Belastung für die Leiterin des GBZ gebracht, was aber vom Verband so gewünscht war. Für das Projekt bedeutet es derzeit, dass die Arbeitsleistung für den eigentlich wichtigsten Teil im Bereich der Gehörlosen – die Verbesserung der Bildungssituation der Gehörlosen – nicht mehr im gewünschten Umfang zur Verfügung steht. Hinzu kommen noch zukünftig einige Aufgaben die noch über die Buchhaltung des Projektes laufen (Lohnbuchhaltung..) die weitere Mehrbelastungen bringen werden.Wenn aber aus Arbeitsüberlastung langsam fast unbemerkt das eigentlich Ziel verloren geht, stückweise gewisse Veranstaltungen nur mehr unregelmäßig stattfinden oder ganz aus dem Programm verschwinden, dann ist es doch notwendig dass Korrekturen angebracht werden. Kritische Anmerkungen, die Missstände aufzeigen, sind aber ein sehr sensibler Punkt in dieser Situation. Einfach alles weiter so laufen zu lassen ist jedoch nicht zum Ziel führend …
…es scheint die Kette an Problemen ist nie zu Ende und neue Bemühungen um Verbesserungen bringen nur neue Schwierigkeiten und leider auch neue Konflikte.
In so einem Umfeld beginnt so mancher wieder mehr an sich selbst zu denken und möchte vielleicht „das Handtuch werfen“. Ein Kampf wie gegen Windmühlenflügel, so ohnmächtig und frustrierend…. Dennoch, es ist Kurzsichtigkeit und Kleingeistigkeit deswegen aufgeben zu wollen um seine persönliche Ruhe zu haben! In einer Gesamtschau lassen sich doch die vielen positiven Erlebnisse nicht einfach wegleugnen – die gelungenen Hilfestellungen, die gerade noch rechtzeitigen Eingriffe, die Unglück vermieden haben, der Aufbau von Einrichtungen und ihr langjähriges Bestehen mit vielen Aktivitäten, die Lebensfreude und unvergesslich schöne Bilder in unsere Erinnerung gebracht haben…und noch vieles weitere
Das Projekt bleibt
Im April 2016 ging der ehemalige Gehörlosenseelsorger Dietmar Böte offiziell in Pension. Die Weiterführung seiner Agenden sollte zunehmend von Frau Josefine Waldhauser übernommen werden, die das Zentrum seit Bestehen kennt und den Aufbau miterlebt hat. Außerdem hat sie in den vergangenen Jahren neben Buchhaltung und ihrem Engagement in der „Arbeitsgemeinschaft Hörminderung“, die Sozialarbeit eigenverantwortlich geleitet. Die Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen der Projektleitung und der Leitung des Gehörlosenverbandes, forderten jedoch den Verbleib von D.Böte im Leitungsteam. Nach wie vor waren und sind durch die unterschiedliche Sicht und die Bewertung von Inhalten im Sozialbereich bzw. was die Begleitung tauber Menschen – die in der Gehörlosenkultur beheimatet sind – betrifft, beständige Herausforderungen da, um von beiden Seiten akzeptierte Vorgangsweisen zu finden. Das braucht entsprechende Erfahrung (- die ist zwar kein Garant dass Probleme immer gelöst werden können, aber dennoch) und es zeigt sich, dass es nur sinnvoll ist, dieses Potential noch weiterhin für eine gedeihliche Entwicklung einzusetzen.
Kurz: D.Böte kann/sollte noch nicht gehen.Im Dez.2017 wurde ein wichtiger Schritt gesetzt, um die Arbeitsfähigkeit des BSH zu verbessern.
Im Wesentlichen erfolgte eine Änderung der Mitgliedschaft. Mit dem Einverständnis aller 7 teilnehmenden Vereinsvertreter, konnte die Statutenänderung beschlossen werden. Ab 2018 sind nicht mehr Vereine sondern die einzelnen Personen Mitglieder. Erstmal gibt es auch einen realen Mitgliedsbeitrag und Mitarbeit als Bedingung zur Mitgliedschaft. Einfach gesagt – wer nichts beiträgt, gehört nicht dazu und hat nichts mitzureden !

Vielleicht kommt auch eine Zeit mit weniger Gegenwind – wir werden sehen ! Jän 2018….wird nach Bedarf ergänzt!